25 Jahre DSI Aerospace Technology
11.07.2022Erstes Zusammentreffen des Ariane 6 Zentralkörpers mit der Startrampe
13.07.2022Die Trilitec GmbH – mit Sitz in Bremen sowie im Bremer Umland – entwickelt Sensoren für den Industrie- und Agrarbereich. Die Grundidee hört auf den Namen „Erntewächter“ und ist gedacht zur effektiven Vermeidung von Unfällen – verursacht durch Metallteile, Steine oder Tiere im Feld. Wie genau diese Idee entstand, welche Erfolge das junge Start-up in kürzester Zeit feierte und was sich Gründer Benjamin Littau von seiner Zeit im Bremer ESA BIC Northern Germany verspricht, lesen Sie hier.
Wie kamen Sie auf die Idee für den Erntewächter?
Benjamin Littau: „Tatsächlich total zufällig. Ich war zu Gast auf einer großen Feier und kam mit einer Gruppe von Landwirt:innen ins Gespräch. Sie hatten gehört, dass ich im Bereich Mess- beziehungsweise Sensortechnik forsche und fragten, ob ich eine Idee zur Lösung eines Problems hätte, das so alt ist wie die Landwirtschaft selbst: Zur Ernte fahren die Landmaschinen praktisch blind ins Feld und immer wieder passieren so Unfälle, die mitunter richtig ins Geld gehen. Von da an ließ mich das Thema nicht mehr los.“
Ohne diese Begegnung hätten Sie also vermutlich nie gegründet?
„Doch, jedoch nicht ganz so schnell. Den Bereich Messtechnik fand ich schon seit längerer Zeit irre spannend und hatte nach ersten Erfahrungen in der Forschung bereits auf ein paar entsprechenden Gründungsideen herumgedacht, jedoch hatte bis dahin keine so richtig gezündet. Bei dem, was hier am Rande einer Party aus einem Small-Talk resultierte, passte von Beginn an alles zusammen. Das Ergebnis: Nur zwei Jahre später sind wir ein Team aus acht Leuten, unsere Technik ist gefragt und wird stetig weiterentwickelt.“
Was machen Sie anders als der Wettbewerb?
„Bisherige Lösungen aus dem landwirtschaftlichen Bereich boten keinen Rundum-Schutz, da sie zum Beispiel nur magnetische Metalle erkennen. Der Trilitec-Sensor arbeitet mit elektromagnetischen Wellen im Millimeterbereich und erkennt somit sowohl Metalle als auch Glas, Kunststoff, Steine und sogar Wildtiere. Erkennt das vorne an der Maschine angebrachte System einen Fremdkörper, warnt es durch ein akustisches und optisches Signal.“
Wer oder was hat Ihnen auf dem Weg zur Umsetzung Ihrer Idee geholfen?
„Letztlich brachte das EXIST-Projekt* den Stein 2019 ins Rollen. Begleitet von Prof. Dr.-Ing. Martin Schneider, Experte für „Hochfrequenztechnik“ an der Universität Bremen, starteten wir im Rahmen des geförderten Projektes mit der Umsetzung der Idee zum ‚Erntewächter‘. Noch im Herbst desselben Jahres folgte die Gründung. Ein toller Erfolg – selbst dann, wenn wir mittlerweile andere Wege gehen, als zunächst gedacht.“
Heißt – es bleibt nicht bei der Idee des „Erntewächters“?
„Genau, denn während wir diesen entwickelten, ergaben sich wie von allein weitere Einsatzgebiete sowie Ideen für zukünftige Entwicklungen. Aktuell liegt unser Schwerpunkt eher auf Lösungen für die industrielle Produktion. Zum Beispiel auf Sensoren, die die Eigenschaften aller nicht leitenden Materialien scannen. Der Sensor kann beispielsweise messen, ob eine in Fertigung befindliche Matratze dem geplanten Härtegrad entspricht. In eben diese Richtung gibt es unendlich viele Möglichkeit der Individualisierung – je nach Fragestellung. Anders als anfänglich gedacht sind wir darum mittlerweile weg von der Idee einer Komplettlösung. Stattdessen fungieren wir als Experten für Sensorik und integrieren unseren Sensoren in Produktionsprozesse und Maschinen jeder Art. Dabei setzen wir auf Partnerschaften mit beispielsweise Maschinenherstellern.“
Was waren Ihre größten Erfolge seit der Gründung Ihres Start-ups?
„Beim bundesweiten Gründerwettbewerb „Digitale Innovationen des BMWI“ gewannen wir 2020 – als eines von sechs Teams – direkt einen Hauptpreis. Darüber hinaus ist es aber ganz sicher das durchweg positive Feedback und der daraus resultierende schnelle Erfolg und die sich ständig erweiternden Möglichkeiten.“
Und – Ihr größtes Learning?
Einfach machen! Meiner Erfahrung nach gibt es nicht den idealen Moment, um eine Idee in die Tat umzusetzen. Erscheint die Idee gut, legt man los. Im Prozess selbst geben die ersten Ergebnisse neue Richtungen vor, es wird verworfen, neu begonnen und auch schon mal mutig experimentiert. So erreicht man in kurzer Zeit viel mehr als beim Aufstellen und Absichern von Theorien.
Was genau wollen Sie in den kommenden Wochen und Monaten erreichen?
„Unser Sensor ist serienreif, was noch fehlt ist die Konformitätserklärung und das Erhalten des CE-Zeichens. In den Startlöchern steht darüber hinaus bereits eine Partnerschaft, die unsere Technik in eine laufende Produktionslinie integriert. Ein wichtiger Schritt, auch um weitere Erfahrungen, Informationen und Daten zu sammeln. Last but not least ist das übrigens auch unsere Idee für die Zeit im Bremer ESA Inkubator. Wir möchten herausfinden, inwiefern uns ggf. Satellitentechnik dabei helfen kann, für den Bereich „Erntewächter“ umfangreich Daten vom Feld zu sammeln und unsere Technik damit noch zuverlässiger zu machen.“
Über ESA BIC Northern Germany
Das Inkubationszentrum (BIC) der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) in Norddeutschland (ESA BIC Northern Germany) hat seinen Sitz gemeinsam mit dem Luft- und Raumfahrtverband des Landes Bremen AviaSpace Bremen im BITZ, Bremens größtem Innovations- und Technologiezentrum für Hightech-Unternehmen und Startups. Das ESA BIC Northern Germany bringt neue Startup-Impulse in die Region und stärkt somit das Innovationscluster Luft- und Raumfahrt des Landes Bremen. Der AviaSpace Bremen unterstützt die Raumfahrt Incubatees mit seinem Netzwerk, der Öffentlichkeitsarbeit und gezielten Coachings nicht nur während der Inkubationszeit, sondern auch in der Phase der Antragsstellung und im Anschluss als Alumni. Das Starthaus ist die zentrale Anlaufstelle im Bremer Gründungsökosystem und unterstützt die Startups zu allen Fragestellungen der Geschäftsentwicklung sowie zur Finanzierung. Gemanagt wird das ESA BIC Northern Germany von der Anwendungszentrum GmbH Oberpfaffenhofen (AZO), einem internationalen Netzwerk- und Brandingunternehmen für europäische Raumfahrtprogramme.
Seit 2021 bietet das ESA BIC Northern Germany seinen Service auch an Startups mit Raumfahrtbezug in Schleswig-Holstein an. Das Technikzentrum Lübeck mit GATEWAY49, AviaSpace Bremen und AZO betreiben gemeinsam diese Erweiterung des ESA BIC Northern Germany. Es ist weiterhin geplant das ESA BIC Northern Germany auf die nördlichen Bundesländer Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin-Brandenburg auszuweiten.