Neues Mitglied im AVIASPACE BREMEN e.V.: VOLCON Lamberti Consult
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11.12.2022Die Satellitenbau-Experten Elisabeth Firchau und Abdelfattah „Abdo“ Mostafa gründen die iorbit GmbH im Jahr 2020 in Bremen, gerade einmal sechs Monate nach der Idee zum Produkt. Seit 2022 wird die iorbit GmbH durch das Inkubationsprogramm im ESA BIC Northern Germany unterstützt.
Der Bedarf an Satelliten im erdnahen Orbit steigt. Das Problem: Eine Rakete ist kein Linienbus. Es fehlt darum oft schlichtweg an Möglichkeiten, um mehrere Satelliten zeitgleich in den Orbit zu transportieren und exakt dort auszusetzen, wo sie zum Einsatz kommen sollen. Ein weiteres Problem sind fehlende Konzepte zur Vermeidung von Weltraumschrott und ressourcenschonender Service-Angebote im Satellitenbetrieb. Wie hoch der Bedarf in diesen Bereichen ist, zeigt das rasante Wachstum des Wettbewerbs. Was die iorbit-Idee von denen anderer Anbieter unterscheidet; sie widmet sich allen genannten Problemen in einer einzelnen Lösung.
iorbit fungiert als Service-Modul für Satelliten
Das Ziel ist eine Komplettlösung, sozusagen das Rundum-Sorglos-Angebot für Satellitenhersteller, Startdienste & Co. Zur Idee gehört die Implementierung eines Zwischensatelliten, der gleich mehrere kleinerer Satelliten transportiert und exakt dorthin befördert, wo sie zum Einsatz kommen sollen. Ist diese Aufgabe erledigt, wird der iorbit-Satellit zum Service-Modul, das Satelliten untersucht, neu ausrichtet und bei Bedarf entsorgt. Dazu transferiert er nicht mehr benötigte Satelliten aus dem Orbit oder begibt sich gemeinsam mit ihnen auf den Weg zurück, um beim Eintritt in die Erdatmosphäre zu verglühen. Kurzum: eine Idee, abgestimmt auf aktuelle und zukünftige Bedürfnisse der kommerziellen Raumfahrt.
Das engagierte Gründer-Team sieht sich als Pioniere in einem Segment des Raumfahrtmarktes, das in der Herstellung von Subsystemen, Satelliten, Betrieb und Logistik tätig ist. Abdo Mostafa: „Unsere Idee ist vielversprechend. Die Nachfrage für das Produkt ist da. Als Nächstes geht es darum, die konkrete Umsetzung voranzutreiben. Was es dazu braucht, sind natürlich Investoren, aber auch weitere Teammitglieder, die gemeinsam mit uns das Gesamtprodukt perfektionieren.“ Auf der Agenda steht darum die Suche nach Unterstützern, Partnerschaften und Kollaborationen mit Universitäten und Forschungseinrichtungen.
Tipps und Startup Know-how
Das größte Learning aus der eigenen Gründungsphase ist, dass sich die Investition in bereits geschnürte Startup-Pakete mit Checklisten und Tipps definitiv lohnt, weil die Fallstricke der Bürokratie sonst kaum zu überblicken sind. Unnötig kompliziert würde es außerdem, wenn der Tag der Gründung dazu führt, dass das Wirtschaftsjahr nicht gleich Kalenderjahr ist. Elisabeth Firchau: „Ich hätte gerne vorher gewusst, dass nicht jede Buchhaltungssoftware dem gewachsen ist. Zu der Software als solches rate ich aber unbedingt, wenn man wie ich von Buchhaltung einfach so gar keine Ahnung hat.“
ESA BIC als Turbo für Space Startups
Aus ihrer Zeit im ESA BIC Netzwerk erwartet sich das Gründer-Team Kontakte zu Branchenkennern und Startup-Community sowie eine größere Präsenz, beispielsweise auf Messen, erklärt Abdo Mostafa: „Als Mitaussteller an einem Stand mit der Strahlkraft der ESA bekommen wir sogar als Neulinge einen Grad an Aufmerksamkeit, den wir uns andernfalls über Jahre erarbeiten müssten – so viel Zeit lässt uns die Innovationskraft des Wettbewerbs jedoch nicht.“
Eine Kraft, bestimmt von der steigenden Nachfrage, die im Übrigen erst kürzlich einen weiteren Kick erhielt: Satelliten im LEO (Low Earth Orbit) dürfen nach Ihrer Einsatzzeit bzw. am Ende Ihrer Lebensdauer lediglich +5 Jahre im Orbit verbleiben. Danach müssen muss der Satellit durch die Betreiber zum Wiedereintritt in die Erdatmosphäre – und damit zum Verglühen – oder in einen sogenannten „Friedhofsorbit“ verbracht werden. Bis vor Kurzem betrug dieser Zeitraum noch ganze 25 Jahre.
Von Bremen in die Welt und noch viel, viel weiter
Gute Nachrichten für Elisabeth Firchau und Abdo Mostafa, die der steigende Innovationsdruck zur Bereitschaft für Höchstleistungen motiviert. Elisabeth Firchau: „Unsere Mission ist es, zukunftsweisende Lösungen für den Zugang zum Orbit zu entwickeln und die In-Orbit-Dienste mit Raumfahrttechnologien aus Deutschland zu revolutionieren. Denn Fakt ist, eine Vielzahl entsprechender Clean-Space-Ideen kommen aktuell aus den USA und anderen europäischen Staaten, dabei haben wir hierzulande ebenfalls das entsprechende Know-how. Eine Tatsache, die es gilt zu beweisen und dazu wir sind bereit!“
Über ESA BIC Northern Germany
Das Inkubationszentrum (BIC) der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) in Norddeutschland (ESA BIC Northern Germany) hat seinen Sitz gemeinsam mit dem Luft- und Raumfahrtverband des Landes Bremen AviaSpace Bremen im BITZ und Digital Hub Industrie, Bremens größte Innovations- und Technologiezentren für Hightech-Unternehmen und Startups. Das ESA BIC Northern Germany bringt neue Startup-Impulse in die Region und stärkt somit das Innovationscluster Luft- und Raumfahrt des Landes Bremen. Der AviaSpace Bremen unterstützt die Raumfahrt Incubatees mit seinem Netzwerk, der Öffentlichkeitsarbeit und gezielten Coachings nicht nur während der Inkubationszeit, sondern auch in der Phase der Antragsstellung und im Anschluss als Alumni. Das Starthaus ist die zentrale Anlaufstelle im Bremer Gründungsökosystem und unterstützt die Startups zu allen Fragestellungen der Geschäftsentwicklung sowie zur Finanzierung. Gemanagt wird das ESA BIC Northern Germany von der Anwendungszentrum GmbH Oberpfaffenhofen (AZO), einem internationalen Netzwerk- und Brandingunternehmen für europäische Raumfahrtprogramme.
Seit 2021 bietet das ESA BIC Northern Germany seinen Service auch an Startups mit Raumfahrtbezug in Schleswig-Holstein an. Das Technikzentrum Lübeck mit GATEWAY49, AviaSpace Bremen und AZO betreiben gemeinsam diese Erweiterung des ESA BIC Northern Germany. Es ist weiterhin geplant das ESA BIC Northern Germany auf die nördlichen Bundesländer Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin-Brandenburg auszuweiten.