
Unser Jahresrückblick 2023
18.12.2023
Bremen feiert 100 Jahre Flugzeugbau – Straßenbahn im neuen Design
16.01.2024In Bremen, der Stadt des Weltraums, definiert ein junges Startup neu, wie sich Gemeinschaften auf die Herausforderungen des Klimawandels vorbereiten. Reimagine Spaces, ein neues Mitglied im Business-Inkubationsprogramm ESA BIC Northern Germany, hat es sich zur Mission gemacht, städtische Gebiete und soziale Einrichtungen dabei zu unterstützen, ihre Räume an eine sich verändernde Welt anzupassen. Das von Carolin Johannsen und Valentina Schmidt gegründete Unternehmen nutzt Erdbeobachtungsdaten (EO) und künstliche Intelligenz (KI), um maßgeschneiderte Lösungen für widerstandsfähige, klimaanpassungsfähige Räume zu entwickeln. Von Schulen und Krankenhäusern bis hin zu gemischt genutzten Gemeinschaftseinrichtungen arbeitet Reimagine Spaces daran, Klimaresilienz zugänglich, effektiv und inklusiv zu gestalten.
Eine Mission, entstanden aus Dringlichkeit und Erfahrung
Carolin Johannsen und Valentina Schmidt, beide Wissenschaftlerinnen mit Hintergründen in Geodaten und Erdbeobachtung, lernten sich während ihrer Tätigkeit in einer Behörde kennen. Dort arbeiteten sie mit georäumlichen Daten an Klimawandelprojekten. Mit der Zeit wuchs Carolins Frustration über die Grenzen ihrer Position: „Ich hatte wirklich das Gefühl, dass es in Zukunft sehr schwierig werden wird, wenn wir uns nicht auf den Umgang mit dem Klimawandel vorbereiten“, erklärte sie. Obwohl sie versuchte, diese Themen innerhalb ihrer behördlichen Rolle anzugehen, erkannte sie, dass ihr Einfluss begrenzt war.
„Ich wollte mehr Hebelwirkung, mehr Impact, mehr kreativen Freiraum – und die einzige Möglichkeit, die ich sah, war, selbst etwas zu gründen“, reflektierte Carolin. Sie entwarf eine neue Initiative, die den Klimawandel auf breiterer Ebene angehen könnte, jenseits behördlicher Grenzen. Schließlich überzeugte sie Valentina, mitzumachen, und gemeinsam gründeten sie Reimagine Spaces. Während Carolin sich auf Umweltschutz und Gemeinschaftsengagement konzentriert, bringt Valentina unternehmerisches Know-how ins Team – eine perfekt abgestimmte Partnerschaft, um komplexe Klimaherausforderungen zu bewältigen.
Die Entdeckung von ESA BIC Northern Germany: „Hä, warum Weltraum?“
Die Idee, dass Reimagine Spaces einem weltraumbezogenen Förderprogramm beitritt, erschien Carolin zunächst ungewöhnlich. „Ich wurde von Inge Heydt von Starthaus zu einer Weltraumveranstaltung eingeladen. Zuerst dachte ich: ‚Hä, warum Weltraum?‘“, erinnert sie sich. Inge erklärte, dass das ESA BIC Northern Germany Unternehmen unterstützt, die Erdbeobachtungsdaten nutzen – eine natürliche Passform für Reimagine Spaces, das solche Daten für Klimaanpassungsstrategien einsetzt.
Das Programm bot Carolin und Valentina die Möglichkeit, ihr Fachwissen zu vertiefen, auf wertvolle Software zuzugreifen und sich mit gleichgesinnten Unternehmern zu vernetzen. Für Carolin gab der Inkubator Sicherheit und Orientierung: „Es ist wirklich hilfreich, Menschen um sich zu haben, die nicht nur ähnlich empfinden, sondern auch in die richtige Richtung weisen können.“ ESA BIC Northern Germany wurde zur idealen Plattform, um Reimagine Spaces in der frühen Unternehmensphase zu unterstützen.
Erdbeobachtung und KI für datengetriebene Lösungen nutzen
Reimagine Spaces ist ein datengetriebenes Unternehmen, das Erdbeobachtungsdaten des Copernicus-Programms und KI nutzt, um Erkenntnisse für Klimaanpassungen zu gewinnen. Die Mission: Gemeinschaften und Institutionen dabei zu helfen, fundierte Entscheidungen zur Anpassung ihrer Gebäude und Räume an den Klimawandel zu treffen. Dieser Ansatz ist besonders wertvoll, da extreme Wetterereignisse häufiger und folgenschwerer werden und Städte innovative Wege finden müssen, um ihre Bewohner und Infrastruktur zu schützen.
Die digitale Plattform von Reimagine Spaces ermöglicht Nutzern, relevante georäumliche Daten einzusehen, Risiken (wie Überflutungen oder Sturmanfälligkeiten) zu identifizieren und Fallstudien erfolgreicher Anpassungsstrategien zu erkunden. Zudem bietet die Plattform Unterstützungspakete mit Datenanalysen, empfohlenen Maßnahmen und Leitfäden zur Umsetzung.
„Wir wollen, dass Reimagine Spaces stark datengetrieben ist“, betont Carolin. Die Plattform soll Nutzer befähigen, Klimaanpassungsplanung selbst in die Hand zu nehmen – mit Echtzeitdaten und umsetzbaren Empfehlungen.
Durch KI geht Reimagine Spaces noch einen Schritt weiter: Nutzer werden mit ähnlichen Standorten und Lösungen vernetzt. „Um erfolgreiche Strategien zu finden, analysieren wir den Status quo und identifizieren mittels KI vergleichbare Orte“, erklärt Carolin. So fördert die Plattform Wissensaustausch und Zusammenarbeit zwischen Gemeinschaften mit ähnlichen Herausforderungen.
Klimaresilienz für soziale Einrichtungen
Ursprünglich konzentrierte sich Reimagine Spaces auf Stadtverwaltungen und Stadtplanungsprojekte. Doch bald erkannten Carolin und Valentina den großen Bedarf an Klimaanpassungslösungen für soziale Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäuser und Gemeindezentren. Diese haben oft vulnerable Gruppen und spezifische Anforderungen, stehen aber vor großen Herausforderungen bei der Umsetzung von Resilienzmaßnahmen.
„Kürzlich haben wir ein Angebot für einen Kindergarten erstellt, der auch ein Senioren- und Behindertenheim ist“, berichtet Carolin. „Sie brauchten Klimaanpassungsstrategien für das gesamte Gelände, aber auch Lösungen, die für alle Bewohner funktionieren.“ Dieses Projekt erforderte besondere Rücksicht – von barrierefreien Außenbereichen bis zu sicheren Räumen für Kinder bei Extremwetter. Reimagine Spaces arbeitet eng mit diesen Gemeinschaften zusammen, um praktische und inklusive Lösungen zu entwickeln.

CEO Carolin Johannsen bei einer Podiumsdiskussion während der Space Tech Expo 2024. Bildnachweis: Aviaspace Bremen e.V
Die Plattform wurde auf die Bedürfnisse solcher Einrichtungen zugeschnitten, sodass Nutzer aus verschiedenen Strategien wählen können. Dieser menschenzentrierte Co-Creation-Ansatz unterstreicht das Engagement von Reimagine Spaces für zugängliche und sozial inklusive Klimaresilienz.
Bestehende Räume für ein sich wandelndes Klima umgestalten
Das Team konzentriert sich nicht nur auf Neubauten, sondern auf die Neugestaltung bestehender Räume. Ziel ist es, Eigentümern, Institutionen und Kommunen zu helfen, ihre Strukturen an neue Klimarealitäten anzupassen – oft für Orte, die jahrzehntelang funktionierten, aber nun extremen Wetterbedingungen ausgesetzt sind.
„Wir interessieren uns besonders für bestehende Gebäude und Räume. Wir wollen neu denken, was schon da ist“, sagt Carolin. In der Praxis bedeutet das, dass Reimagine Spaces einsteigt, wenn eine Einrichtung erkennt, dass ihre Infrastruktur den Klimaanforderungen nicht mehr genügt. Der Prozess ist kooperativ, mit digitalen Tools und persönlicher Begleitung.Using their digital platform, users can explore data on local climate risks and review case studies of similar adaptation projects. For those requiring hands-on support, Carolin and Valentina offer consultation services and workshops.
Nutzer können auf der Plattform lokale Klimarisiken analysieren und Fallstudien vergleichbarer Projekte einsehen. Bei Bedarf bieten Carolin und Valentina auch Workshops und Beratung an. „Wir führen Workshops persönlich durch, wenn gewünscht“, so Carolin. Die Plattform ist flexibel: als Abo-Modell für eigenständige Nutzer oder mit individueller Unterstützung für tiefergehende Zusammenarbeit.
Eine Gemeinschaft des Wandels durch Co-Creation aufbauen
Ein Markenzeichen von Reimagine Spaces ist der Co-Creation-Ansatz. Statt Top-down-Lösungen vorzugeben, entwickeln Carolin und Valentina gemeinsam mit Gemeinschaften maßgeschneiderte Strategien. Dieser partizipative Ansatz stellt sicher, dass Lösungen praxistauglich sind, und stärkt die Eigenverantwortung der Nutzer.
Die Plattform ist auf Co-Creation ausgelegt: Fallstudien und Datenvisualisierungen dienen als Diskussionsgrundlage, KI vernetzt ähnliche Gemeinschaften. „Wir wollen, dass Menschen mit diesen Daten arbeiten“, betont Carolin – ein zentraler Teil ihrer Vision für eine engagierte Nutzerschaft.
Ausblick: Die nächsten Schritte für Reimagine Spaces
Mit Unterstützung von ESA BIC Northern Germany bauen Carolin und Valentina die Plattform aus und erweitern ihre Reichweite. Sie profitieren von Programmen wie spezialisierter Software und einem Netzwerk weltraumbezogener Gründer. Während sie die Plattform verfeinern und ihre Kundschaft vergrößern, ist Reimagine Spaces auf dem Weg, nachhaltige Veränderungen in der Klimavorsorge zu bewirken.
Für Carolin ist der Aufbau von Reimagine Spaces sowohl herausfordernd als auch bereichernd. „Manchmal zweifelt man an sich – da ist es hilfreich, Menschen um sich zu haben, die einen bestärken und leiten“, sagt sie. Mit klarer Mission, datengetriebenem Ansatz und der Unterstützung der Space-Community ist Reimagine Spaces auf Kurs, unsere Räume für eine resiliente, nachhaltige Zukunft neu zu denken.
Über ESA BIC Northern Germany
Das Inkubationszentrum (BIC) der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) in Norddeutschland (ESA BIC Northern Germany) hat seinen Sitz gemeinsam mit dem Luft- und Raumfahrtverband des Landes Bremen im Bremer Innovations- und Technologiezentrum BITZ sowie dem Digital Hub Industrie – zwei von Bremens größten Innovations- und Technologiezentren für Hightech-Unternehmen und Startups. Das ESA BIC Northern Germany bringt neue Startup-Impulse in die Region und stärkt somit das Innovationscluster Luft- und Raumfahrt des Landes Bremen. Der AVIASPACE BREMEN e.V. unterstützt die Raumfahrt Incubatees mit seinem Netzwerk, der Öffentlichkeitsarbeit und gezielten Coachings nicht nur während der Inkubationszeit, sondern auch in der Phase der Antragsstellung und im Anschluss als Alumni. Das STARTHAUS Bremen & Bremerhaven ist die zentrale Anlaufstelle im Bremer Gründungsökosystem und unterstützt die Startups zu allen Fragestellungen der Geschäftsentwicklung sowie zur Finanzierung. Gemanagt wird das ESA BIC Northern Germany von der Anwendungszentrum GmbH Oberpfaffenhofen (AZO), einem internationalen Netzwerk- und Brandingunternehmen für europäische Raumfahrtprogramme.
Seit 2021 bietet das ESA BIC Northern Germany seinen Service auch an Startups mit Raumfahrtbezug in Schleswig-Holstein an. Das Technikzentrum Lübeck mit GATEWAY49, AviaSpace und AZO betreiben gemeinsam diese Erweiterung des ESA BIC Northern Germany. Seit 2024 bietet der Innovationport Wismar der Forschungs GmbH Wismar gemeinsam mit AviaSpace und AZO ebenfalls den Zugang zum ESA BIC Northern Germany an. Es ist weiterhin geplant das ESA BIC Northern Germany auf die nördlichen Bundesländer Hamburg, Niedersachsen und Berlin-Brandenburg auszuweiten.
Die technische Unterstützung des ESA BIC Norddeutschland wird von Fraunhofer IFAM, Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz DFKI, DLR-RY Institut für Raumfahrtsysteme, Alfred-Wegener Institut für Polarforschung AWI, Hochschulen im Land Bremen Bremen inklusive verschiedener Institute wie z.B. Institut für Umweltphysik, Universität Lübeck, TH Lübeck, Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation ZARM, Life Science Nord, Airbus Group, ArianeGroup, AES Aircraft Elektro/Elektronik System, Dräger, DSI Aerospace, Possehl und OHB angeboten.