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23.08.2024VIBES-Projekt: Die Hochschule Bremen auf dem Weg zu neuen Raumfahrthöhen

Am 23. November 2023 ehrt Dr. Anna Christmann, Koordinatorin der Bundesregierung für die Luft- und Raumfahrt, Prof. Garcia und zwei HSB-Studierende im Rahmen der Kleinsatellitenkonferenz für die erfolgreiche Bewerbung auf einen kostenlosen Startplatz für den Satelliten VIBES Pioneer. Ende 2024 wird es soweit sein: Von Schottland aus wird eine Rakete Bremens ersten studentischen Satelliten ins Weltall tragen (© Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt).
Studierende der Hochschule Bremen bereiten sich auf eine einzigartige Weltraummission vor. Ihr selbstgebauter Satellit, VIBES Pioneer, steht kurz vor dem Abflug ins All. VIBES Pioneer wurde im Rahmen des VIBES Projektes (Visionary Ingenuity Boosting European Spacecraft) des Institute of Aerospace Technology (IAT) der HSB entwickelt und soll in naher Zukunft als Bremens erster von Studierenden entwickelter Satellit mit einer Trägerrakete ins Weltall geschickt werden.
Tim Gust, Head of Program Strategy des VIBES-Projekts, beschreibt die intensive Entwicklungsphase und die Herausforderungen, die das Team bewältigen muss: „Es ist unglaublich, wie viel Arbeit und Hingabe das gesamte Team von mittlerweile über 30 HSB-Studierenden in dieses Projekt steckt. Von der Konzeption über die Konstruktion bis hin zur Testphase – jeder Schritt erfordert höchste Präzision und Teamarbeit“.
Der Satellit VIBES Pioneer ist ein sogenannter 3U CubeSat, welcher mit Abmessungen von 30 mal 10 mal 10 Zentimetern in etwa so groß ist wie ein schmaler Schuhkarton. In seinem Innern trägt er ein neuartiges Messsystem, welches Smartphone-Sensoren verwendet, um Vibrationen im Orbit zu messen. „Das System wurde im Rahmen von VIBES entwickelt und soll zukünftig dazu dienen, die Leistungsfähigkeit von insbesondere optischen Instrumenten mithilfe der gewonnenen Daten zu verbessern“, erklärt Gust.

Studierende des VIBES Projektes begutachten das Strukturmodell ihres Satelliten mit einem Experten der ESA im Rahmen einer Testkampagne im Mai 2024 in Belgien (©ESA/VIBES – Hochschule Bremen)
Das Satellitenforschungsprojekt VIBES wurde 2021 von Prof. Dr. Antonio Francisco García Marín ins Leben gerufen. „Das Ziel von VIBES ist es, die Consumer Electronics Revolution ins Weltall zu bringen, um die Leistungsfähigkeit von Raumfahrzeugen zu verbessern, und Lehre, Forschung und Industrie in der Raumfahrtstadt Bremen zu verbinden, um die Entwicklung der Talente und Technologien für die Zukunft der Raumfahrt zu fördern“, erläutert Gust. „Wir wollen den technischen Fortschritt nutzen. Unser Smartphone kann schon so viel – warum dies nicht auf den Weltraum ausweiten?“
Bereits von Beginn an sei ein klares Ziel gewesen, eines Tages eigene Satelliten starten zu lassen. Durch eine Ausschreibung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) für eine kostenlose Mitfluggelegenheit ins All wurde diese Idee konkret. „Wir haben das Missionskonzept für VIBES Pioneer innerhalb von fünf Monaten aufgestellt und haben uns damit beim DLR beworben“, berichtet Gust. Im November 2023 wurde der Traum dann Realität: Im Rahmen der Kleinsatellitenkonferenz in Berlin wurde offiziell verkündet, dass die VIBES Pioneer Mission als eine von acht europäischen Projekten für den Start ins Weltall ausgewählt worden ist.

VIBES Pioneer ist Bremens erster studentischer Satellit, der ins Weltall gestartet wird. Zu sehen ist das sogenannte Strukturmodell, welches im Mai 2024 im Rahmen einer Testkampagne qualifiziert wurde (©ESA/VIBES – Hochschule Bremen)
Die Nachricht von dem Gewinn der kostenlosen Mitfluggelegenheit löste große Begeisterung im Team aus. „Es war surreal. Die Möglichkeit, als Studierende einen eigenen Satelliten starten zu können, ist unglaublich. Wir sind hier die Bremer Pioniere“, erinnert sich Gust. Der Start soll nun Anfang 2025 vom SaxaVord Spaceport auf den Shetland-Inseln in Schottland erfolgen. Von dort wird VIBES Pioneer mit einer Trägerrakete der Rocket Factory Augsburg in einen sonnensynchronen Orbit gebracht werden.
Kooperationen mit verschiedenen Partnerinstitutionen wie dem DLR, ZARM, OHB, DSI und AES tragen entscheidend zu dem Erfolg der Mission bei. Die Institutionen unterstützen die Studierenden bei der Konzeption des Satelliten und der Entwicklung der Komponenten. Darüber hinaus bot sich dem VIBES Team über das Academy Program der Europäischen Raumfahrtagentur ESA im Mai dieses Jahres die Möglichkeit, die Struktur von VIBES Pioneer in einem speziellen Testzentrum in Belgien auf Herz und Nieren zu testen: „Dort konnten wir unter Betreuung von Experten der ESA prüfen, ob der Satellit den extremen strukturellen Belastungen einer Weltraummission standhalten kann“, berichtet Gust. Mit Erfolg: Die strukturelle Qualifikation hat VIBES Pioneer bereits geschafft.
Die kommenden Monate vor dem Start sind voller Herausforderungen, vor allem im Hinblick auf die Finalisierung des Satelliten und die Beantragung der notwendigen Lizenzen. „Es gibt lange technische und bürokratische To-Do-Listen abzuarbeiten. VIBES Pioneer ist zwar ein vergleichsweise kleiner und günstiger Satellit, aber dennoch müssen wir ähnliche Hürden nehmen wie für den Start eines großen Raumfahrzeuges.“ Dass dies dem VIBES Team gelingen wird, davon ist Gust überzeugt: „Der VIBES Spirit ist echt. Das Team ist unfassbar motiviert und investiert viel private Freizeit in die Entwicklung des Satelliten. Als Studierende einen eigenen Satelliten bauen und starten zu dürfen, das ist eine einmalige Gelegenheit!“, so Gust.

Hochschule der angewandten” Wissenschaften: im VIBES Projekt der Hochschule Bremen legen die Studierenden selbst Hand an und entwickeln als Teil ihres Studiums echte Raumfahrtprojekte. Der von ihnen gebaute Satellit VIBES Pioneer wird als Bremens erster studentischer Satellit Ende 2024 in All starten. Über 30 HSB-Studierende von fünf Kontinenten aus und verschiedensten Studiengängen arbeiten an der Entwicklung von VIBES Pioneer (© Hochschule Bremen).
Die praktische Erfahrung, welche die Studierenden durch das Projekt sammeln, ist von unschätzbarem Wert und wird zunehmend in das Lehrprogramm der Hochschule Bremen integriert. „Die Idee ist, die Lehre und Forschung an der HSB anhand dieser Praxiserfahrungen voranzubringen“, erklärt Gust. „Die kurzen Distanzen in Bremen erlauben einen schnellen, direkten Austausch und heben die Stadt in eine deutschlandweit einmalige Position. Bremen – die ganze Stadt ist im Prinzip ein großer Campus, mit Hochschulen, Industrie und Forschungseinrichtungen eng beieinander. Mit VIBES versuchen wir, die verschiedenen Akteure in der Stadt noch enger miteinander zu vernetzen. Für uns ist das eine Investition in die Zukunft; wir wollen, dass Bremen auch in Zukunft das Herz der europäischen Raumfahrt bildet.“
Das VIBES Projekt zeigt eindrucksvoll, wie akademische und industrielle Zusammenarbeit zu bahnbrechenden Innovationen führen kann. Mit dem bevorstehenden Start des VIBES-Pioneer-Satelliten ist das Team auf dem besten Weg, neue Maßstäbe in der Raumfahrttechnologie zu setzen.
Über Bremen Bremerhaven – CITY OF AEROSPACE
Die zentrale Schlüsselbranche Luft- und Raumfahrt des Landes Bremen, gemäß der Innovationsstrategie Land Bremen 2030, vermarktet sich unter dem Claim Bremen Bremerhaven – CITY OF AEROSPACE. Vier Organisationen im Land Bremen setzen gemeinsam die operativen Ziele der Innovationsstrategie um.
Die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation schafft die finanziellen und organisatorischen Rahmenbedingungen für die Ausgestaltung und Umsetzung der Luft- und Raumfahrtstrategie des Landes Bremen.
Der AVIASPACE BREMEN e.V. betreut das für die Umsetzung der operativen Ziele der Innovationsstrategie des Landes Bremen notwendige Netzwerk und die Teilnahme an Innovationsprojekten.
Die Förderbank des Landes, die Bremer Aufbau-Bank GmbH (BAB) wickelt das Luft- und Raumfahrtforschungsprogramm LuRaFo des Landes Bremen ab. Das Starthaus der BAB unterstützt Startups und Jungunternehmen und bindet sie in das Gründungsökosystem des Landes Bremen ein.
Die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH unterstützt die Aktivitäten der Bremen Bremerhaven CITY OF AEROSPACE durch Messe- und Eventorganisation sowie mit BremenInvest in der Internationalisierung der Branche. Das Enterprise Europe Network (EEN) unterstützt Unternehmen bei Fragen rund um die Themen Innovation und Internationalisierung.