Die Geschichte des Flugzeugbaus in Bremen – Teil 2: 1952 – 2024
22.02.2024Ein Jahrzehnt Pioniergeist: Deutsche Schülerinnen und Schüler präsentieren selbstgebaute Minisatelliten beim 10. CanSat Wettbewerb
28.02.2024Willkommen zur ESA BIC Northern Germany Alumni-Serie, in der wir die bemerkenswerten Reisen und Erfahrungen unserer Alumni-Startups vorstellen. Während angehende Gründer die Möglichkeiten des ESA Business Incubation Centre Northern Germany erkunden, bietet diese Serie einen Einblick aus erster Hand in die transformative Wirkung unseres Inkubationsprogramms. Jede Folge der Alumni-Serie bietet die Gelegenheit, mehr über die Geschichte von Startups wie ASTRAIT zu erfahren, die sich im ESA BIC Ökosystem erfolgreich entwickelt haben. In den Interviews geben die Alumni Einblicke, Erfahrungen und die Unterstützung, die sie während ihrer Zeit im Programm erhalten haben. Heute haben wir mit Lars Kesseler, dem Geschäftsführer der ASTRAIT UG (haftungsbeschränkt) in Bremen, gesprochen. Möge seine Reise Dich dazu inspirieren, Dich der ESA BIC Startup-Community anzuschließen!
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Erzähl uns doch bitte ein wenig über ASTRAIT und was Du machst?
Das Kerngeschäft von ASTRAIT ist die Entwicklung von Satelliten: Wir entwickeln und konstruieren modulare Satelliten auf der Grundlage eines Konfigurators, um unkomplizierte und kostengünstige Weltraummissionen für unsere Kunden zu ermöglichen.
Die Idee von ASTRAIT lässt sich mit dem Automobilmarkt vergleichen: Einen Volkswagen zum Beispiel gibt es in verschiedenen Ausführungen – von der preiswerten Standard- bis zur hochwertigen Premiumversion. Das Fahrwerk und viele technische Funktionen, vom Licht über die Bremsen bis zur Lenkung, sind jedoch weitgehend identisch.
Wir haben nun einen Mikro-Satelliten entwickelt, der wie ein Volkswagen genormt ist und gleichzeitig nach Kundenwunsch mit Zubehör und Ladung ausgestattet werden kann. Das klingt zunächst unspektakulär, aber der Bau und die Nutzung dieses Standards wäre eine Revolution in der Raumfahrtindustrie. Bislang hat die Industrie meist Satelliten gebaut, die von Grund auf neu entwickelt wurden: einen Lamborghini statt eines Volkswagens, um beim Auto-Gleichnis zu bleiben. Aber man muss nicht für jede Weltraummission das Rad neu erfinden. ASTRAIT entwickelt derzeit einen Online-Konfigurator, mit dem Kunden die verschiedenen Konfigurationsmöglichkeiten erkunden können, bevor sie eine Entscheidung treffen. Solche Online-Konfiguratoren werden auch in der Automobilindustrie bereits eingesetzt. Mit dem standardisierten Mikro-Satelliten NEMO von ASTRAIT können Unternehmen wertvolle Entwicklungszeit und -kosten sparen.
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Erzähl uns von Deinem Team!
Ich [Lars Kesseler] bin der CTO von ASTRAIT. Ich wurde 1991 in Köln geboren und habe vor allem einen technischen Hintergrund. Ich habe mein Studium der Luft- und Raumfahrttechnik an der Fachhochschule Aachen abgeschlossen und meine Masterarbeit am ISAS-Institut in Tokio, Japan, über die Konstruktion der Landefüße eines Landers auf dem Marsmond Phobos (MMX-Mission) angefertigt. Als technischer Projektleiter und Systemingenieur habe ich ein breites Spektrum von Aufgaben im Zusammenhang mit der Entwicklung von Raumfahrtanwendungen übernommen und war an der Entwicklung einer Kleinrakete, eines Asteroiden-Landers und eines Mondsatelliten beteiligt. Mein Ziel ist es, meine technische Erfahrung in einen europäischen kommerziellen Nutzen für alle zu überführen. Bei ASTRAIT kümmere ich mich um die technische Entwicklung der modularen Satellitenplattformen.
Zum Kernteam gehört auch Ivan Ernesto Moreno Niño, der CSO von ASTRAIT. Ivan wurde 1979 geboren und ist ein kreativer Kopf und Programmierer aus Kolumbien, der sich mit Computergrafik, Quantencomputing und Quantenphysik an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kunst beschäftigt. Seine Arbeit konzentriert sich auf fotorealistisches Rendering in Echtzeit und paralleles Rechnen, um die nächste Generation der „Imaginären Komposition“ zu erreichen. Er ist Mitbegründer von Plus 360 Degrees, einer erfolgreichen Berliner Webdesign-Firma, und entwickelte eine effiziente Web-Software-Infrastruktur, die heute von großen Luft- und Raumfahrtunternehmen (Boeing, NASA, SpaceX) genutzt wird.
Sein Lebensziel ist es, seine digitalen Künste in den Weltraum zu tragen und sie vielen Menschen zugänglich zu machen. Bei ASTRAIT kümmert sich Ivan um die Entwicklung des Konfigurators und dessen Web-Implementierung, wobei er sich um 3D-Animation, GUI, Front- und Backend-Entwicklung kümmert.
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Wie hast Du von dem ESA BIC Northern Germany Business Incubation Programm erfahren und was hat Dich dazu bewogen, Dich zu bewerben?
Die ESA ist in Europa dafür bekannt, neue Raumfahrtideen zu unterstützen. Ich bin durch eine Social Media-Kampagne auf das ESA BIC-Programm aufmerksam gemacht worden. ASTRAIT [ehemals Levity] wurde am 16. April 2021 als Startup an der Fachhochschule Aachen gegründet. Es war eine attraktive Option, die neben anderen möglichen Finanzierungswegen für Startups verfolgt werden konnte. Die Entscheidung, dem ESA BIC Northern Germany beizutreten, fiel, nachdem unser Team bei verschiedenen Raumfahrt-Ideenwettbewerben und einer erfolgreichen Finanzierungskampagne an der Fachhochschule Aachen erfolgreich gewesen war. Als nächsten Schritt wussten wir, dass das Umfeld des ESA BIC Norddeutschland perfekt für uns sein würde – es bietet ein liebevolles und gut vernetztes Netzwerk. Raumfahrtgiganten wie Airbus und OHB sowie die zahlreichen kooperierenden Institutionen sind in Bremen ansässig und machen die Stadt zu einem idealen Standort für ein aufstrebendes Raumfahrtunternehmen wie ASTRAIT.
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Was sind die Höhepunkte oder Ziele, die Du während Deiner Zeit als eines der Inkubatoren erreicht hast?
In den letzten zwei Jahren der Inkubation hat ASTRAIT einen langen Weg zurückgelegt. Wir haben unseren kommerziellen Fokus und unseren Geschäftsplan ausgereift, wir haben unseren Markteinführungsplan verbessert, wir haben begonnen, mit lokalen Universitäten zusammenzuarbeiten, wir haben unser Finanz-, Geschäfts- und Marketingmodell ausgereift und wir haben Demonstratoren und Modelle entwickelt, die ASTRAITs Kerntechnologien und Alleinstellungsmerkmale (USPs) präsentieren.
ASTRAIT hat sein Geschäftskonzept von einem reinen Hardware-Hersteller auf ein Dienstleistungsangebot rund um die Planung von Weltraummissionen umgestellt. Wie zu Beginn dargelegt, wird die schnelle Lieferung von Hardware eines unserer wichtigsten Alleinstellungsmerkmale (Unique Selling Points, USPs) sein.
Zusätzlich wurde die Software stärker in den Mittelpunkt gerückt, um wertvolle Alleinstellungsmerkmale für ASTRAIT selbst zu schaffen und anzubieten und die Interessen von Kunden und Investoren zu sichern. Diese wichtige Umstellung wurde durch die Unterstützung von ESA BIC Northern Germany und die damit verbundenen Veranstaltungen und Workshops maßgeblich beeinflusst.
Auch als Incubatee haben wir mehrere Teamwechsel überstanden, uns umorientiert und eine Marktanpassung des Kernprodukts vorgenommen, indem wir es um einen weiteren digitalen Faktor – den Satelliten Konfigurator – ergänzt haben. Unser Online-Konfigurator führt künftige Satellitenkunden Schritt für Schritt durch einen Prozess, an dessen Ende ein individuell ausgestatteter Mini-Satellit inklusive Kosten und möglicher Lieferanten steht. Ähnlich wie beim Online-Kauf eines Autos ermöglicht unser Satelliten Konfigurator die individuelle Ausstattung eines Satelliten nach den eigenen Wünschen. Auf diese Weise sparen beide Seiten – Kunde und Anbieter – Zeit und Geld.
Während unserer Inkubationszeit konnten wir ein breites Netzwerk von Lieferanten, Partnern, Beratern, Kunden, Investoren und interessierten Stakeholdern aufbauen. Die Teilnahme an der SpaceTechExpo Europe in Bremen hat uns dabei sehr geholfen. Wir waren Teil des ESA-BIC-Gemeinschaftsstandes auf der Messe. Wir fühlen uns auf den ESA BIC Veranstaltungen – auch als Alumni – nach wie vor sehr willkommen und sind froh, Teil der ESA BIC Familie zu sein!
Die wertvolle Unterstützung durch AviaSpace, das ESA BIC Netzwerk und weitere private Netzwerke der Gründer haben uns sehr geholfen, die Ziele von ASTRAIT zu erreichen. Die Tatsache, dass sich unsere Büroräume im selben Gebäude wie das ESA BIC Northern Germany befinden, hat uns in den verschiedenen Phasen der Inkubation ebenfalls geholfen. Besonders die individuellen Coachings und Workshops, die das Starthaus durchführte, waren sehr hilfreich. Ich bin auch sehr dankbar für die Unterstützung durch das AviaSpace-Team und das Starthaus Bremen. Vielen Dank, dass Sie uns auf unserem Weg begleitet haben!
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Was rätst Du aufstrebenden Unternehmern und jungen Startups?
Mein Ratschlag: Ein gutes Team und Durchhaltevermögen sind alles, was man braucht. Chancen und Möglichkeiten werden sich ergeben, wenn man den Kopf hochhält und die Augen offenhält.
Bezieh Studententeams ein, wenn Du kannst! Die Zeit, die Du investierst, wird durch innovative und klare Ideen, Leichtigkeit und Fröhlichkeit belohnt.
Tu zuerst das, was Dir unangenehm ist, und heb Dir die angenehme Arbeit für entspanntere Zeiten auf. Dein zukünftiges Ich wird Dir dafür danken.
Nimm Ratschläge an, aber achte darauf, dass Du mehr als einen zu demselben Thema hörst. Sei nicht undankbar – am Ende ist alles nur eine Meinung.
Versuch, Fehler zu vermeiden, aber bedaure nicht, wenn Du einen machst. Fehler und Misserfolge sind eine der besten Möglichkeiten, um zu wachsen – sie sind das beste Feedback, das man von der Realität bekommen kann.
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Wie würdest Du ASTRAIT in einem Satz beschreiben?
ASTRAIT verbessert nicht nur einen Aspekt der Weltraummissionen – ASTRAIT bedeutet neu gestaltete Weltraummissionen.
Erfahre mehr über ASTRAIT unter den folgenden Links:
#SPACETECH
Du möchtest Dich auf eine unternehmerische Reise begeben und gründen? Wir laden Dich ein die verschiedenen Wege zu entdecken, die unsere Alumni des ESA BIC Northern Germany eingeschlagen haben – vom Start bis zum Abschluss. Ihre Erfahrungen dienen als Inspiration und beleuchten die Möglichkeiten, die sich in der lebendigen Gemeinschaft des ESA BIC Northern Germany bieten.
Begleite uns auf diese Reise und feire mit uns Innovation, Zusammenarbeit und das grenzenlose Potenzial von Startups in der Raumfahrttechnik. Gemeinsam gestalten wir die Zukunft des Unternehmertums und des technologischen Fortschritts, eine Erfolgsgeschichte nach der anderen.
Über ESA BIC Northern Germany
Das Inkubationszentrum (BIC) der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) in Norddeutschland (ESA BIC Northern Germany) hat seinen Sitz gemeinsam mit dem Luft- und Raumfahrtverband des Landes Bremen im Bremer Innovations- und Technologiezentrum BITZ sowie dem Digital Hub Industrie – zwei von Bremens größten Innovations- und Technologiezentren für Hightech-Unternehmen und Startups. Das ESA BIC Northern Germany bringt neue Startup-Impulse in die Region und stärkt somit das Innovationscluster Luft- und Raumfahrt des Landes Bremen. Der AVIASPACE BREMEN e.V. unterstützt die Raumfahrt Incubatees mit seinem Netzwerk, der Öffentlichkeitsarbeit und gezielten Coachings nicht nur während der Inkubationszeit, sondern auch in der Phase der Antragsstellung und im Anschluss als Alumni. Das STARTHAUS Bremen & Bremerhaven ist die zentrale Anlaufstelle im Bremer Gründungsökosystem und unterstützt die Startups zu allen Fragestellungen der Geschäftsentwicklung sowie zur Finanzierung. Gemanagt wird das ESA BIC Northern Germany von der Anwendungszentrum GmbH Oberpfaffenhofen (AZO), einem internationalen Netzwerk- und Brandingunternehmen für europäische Raumfahrtprogramme.
Seit 2021 bietet das ESA BIC Northern Germany seinen Service auch an Startups mit Raumfahrtbezug in Schleswig-Holstein an. Das Technikzentrum Lübeck mit GATEWAY49, AviaSpace und AZO betreiben gemeinsam diese Erweiterung des ESA BIC Northern Germany. Es ist weiterhin geplant das ESA BIC Northern Germany auf die nördlichen Bundesländer Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin-Brandenburg auszuweiten.
Die technische Unterstützung des ESA BIC Norddeutschland wird von Fraunhofer IFAM, dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz DFKI, dem Alfred-Wegener Institut für Polarforschung AWI, der Universität Bremen, dem Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation ZARM, Airbus Group, ArianeGroup, AES Aircraft Elektro/Elektronik System, DSI Aerospace und OHB angeboten.