Großprojekt zur Schlüsseltechnologie Leichtbau gewinnt an Konturen
26.11.2018SchülerInnen können eigene Minisatelliten entwickeln
04.12.201828.12.2018: Das erste Modul zum Bau der ISS startete am 20. November 1998 ins All. Rund zwei Jahre später ging die „ISS-Expedition 1“-Crew an Bord. Mit anderen Worten: Die ersten Bauteile befinden sich seit nunmehr zwei Jahrzehnten im Weltraum – und seit ziemlich genau 18 Jahren ist die ISS pausenlos bemannt.
Was nahezu an ein Wunder grenzt: Zusammengebaut wurde die gigantische Internationale Raumstation vor Ort – in rund 350 Kilometern Höhe und aus mehr als 80 Einzelteilen. Erst 2010 galt die Bauzeit als beendet. Das Resultat: Die Gesamtkonstruktion wiegt inzwischen in etwa so viel wie 450 Pkws. Die finalen Abmessungen: 108 x 80 x 88 Meter.
Bewohnt und bewirtschaftet wird die Raumstation derzeit vom ersten deutschen ISS-Kommandanten und ESA-Astronauten Alexander Gerst sowie vom Kosmonauten Sergej Prokopjew und der US-Amerikanerin Serena Auñón-Chancellor. Der Alltag der Besatzung besteht aus zahlreichen Forschungsprojekten, während die ISS in gerade einmal 94 Minuten mit einer Geschwindigkeit von 28.000 km/h die Erde umkreist.
Der Clou: Bei guter Sicht kann man sie dabei manchmal sogar von der Erde aus sehen – oder sich während der Überflüge über Funk mit den Astronauten an Bord unterhalten – so wie AVIASPACE BREMEN e. V. am 23.Oktober 2018 in Kooperation mit dem DLR (DLR School Lab) und der IGS Osterholz-Scharmbeck.
Wie alles begann: Ronald Reagan und die NASA
Zu Beginn der 1960er-Jahre entstanden seitens der NASA erste Entwürfe einer bewohnten Station im Weltall. Doch erst 20 Jahre später, am 25. Januar 1984, beauftragte der damalige US-Präsident Ronald Reagan die NASA mit der tatsächlichen Entwicklung einer zu Forschungszwecken dauerhaft besetzten Raumstation. Im Jahr darauf beschloss der Ministerrat der European Space Agency (ESA) die europäische Beteiligung am Bau der Raumstation.
Nach dem Kalten Krieg (1993) wurde auch Russland von den USA eingeladen, sich am Programm einer internationalen Raumstation zu beteiligen. Bis 1998 schlossen sich außerdem noch Japan und Kanada an.
Vorbildfunktion ISS: weltweite Kooperation statt Konkurrenz
Das erste Modul und somit das eigentliche „Geburtstagskind“ dieser Tage war das von Russland gebaute Fracht- und Antriebsmodul „Sarja“, das am 20. November 1998 mithilfe einer Proton-Schwerlastrakete die vorgesehene Umlaufbahn erreichte.
Zwei Wochen später gelangte der Verbindungsknoten „Unity“ mit der Space-Shuttle-Mission STS-88 ins All und wurde mit „Sarja“ verbunden. „Unity“ verbindet heute den US-amerikanischen mit dem russischen Teil der Station. Es folgten logistische Shuttle-Flüge, die die benötigte Ausrüstung zur Station brachten.
Im Sommer 2000 wurde das russische Wohnmodul „Swesda“ ergänzt. Für frische Atemluft sorgte ein eingebautes Elektron-System. Das erste Gittersegment für die Internationale Raumstation kam im Oktober 2000: Die „Integrated Truss Structure“ (Z1) verband den Solarzellenträger sowie den bewohnten Teil der Raumstation. Zusätzlich beinhaltete das Gittersegment einen Stauraum und die nötige Technik zur Lageregelung. Von diesem Moment an war es erstmals theoretisch möglich, dass Astronauten die ISS bewohnten. Ein weiterer Logistikflug brachte Lebensmittel, Kleidung, Wasser und andere Alltagsgegenstände für die erste Stammbesatzung zur Station.
Leben und forschen an Bord der ISS: Die erste Besatzung zieht ein
Der Erstbezug erfolgte schließlich am 2. November 2000. Die dreiköpfige Mannschaft lebte und arbeitete bis zum 18. März 2001 an Bord der ISS, aktivierte die wichtigsten Systeme und baute neue Apparaturen ein. Außerdem installierten die Astronauten ein großes Solarmodul, das die gesamte Station mit Energie versorgte. Zudem erreichte das amerikanische Labormodul „Destiny“ im Februar 2001 die ISS. Die Grundlage für Experimente in Bereichen der Weltraumforschung, Technologie, Ökologie und Erderkundung war somit geschaffen.
Mit der Ankunft der US-amerikanischen Luftschleuse „Quest“ im Juli 2001 wurde die Voraussetzung für den leichteren Ausstieg aus der Raumstation geschaffen. Arbeiten an der Außenhülle, sogenannte Spacewalks, waren zuvor nur über ein Shuttle möglich.
Das Bremer Columbus-Modul schreibt Geschichte
Weitere Solarmodule (P3/P4) wurden im September 2006 auf der Backbordseite errichtet und um ein Gitterelement ergänzt. Im Juni 2007 passierte das gleiche, nur Steuerbord. „Harmony“, der zweite Verbindungsknoten, wurde schließlich im Oktober 2007 zur ISS gebracht, zeitgleich erhielt das „Solarmodul P6“ seinen endgültigen Platz am Gerüst.
Als Highlight in der Geschichte der ISS gilt bis heute der Anschluss des ersten europäischen Forschungsmoduls „Columbus“ im Februar 2008. Das von AVIASPACE-Mitglied Airbus in Bremen gefertigte Modul ist fast sieben Meter lang und hat einen Durchmesser von rund fünf Metern. Bis zu drei Astronauten können gleichzeitig darin arbeiten. Die Anfertigung und Prüfung der Columbus-Kabelbäume übernahm die OHB System AG.
Vier Monate später war auch das japanische Hauptmodul „Kibō“ installiert. Der dritte Verbindungsknoten „Tranquility“ erreichte im Februar 2010 die Raumstation. Zeitgleich mit der Aussichtskuppel „Cupola“, der wir so viele wunderbare „Schnappschüsse“ auf unseren schützenswerten grün-blauen Planeten verdanken, wurde er auf der ISS eingerichtet.
The Future is now: die Zukunft der ISS
Die Bauzeit gilt seit 2010 offiziell als beendet. Ergänzungen passieren natürlich dennoch, vor allem im Bereich der Forschung.
Seit 2018 mit an Bord: Der „fliegende Roboter“ und Gersts Astronautenassistent „Cimon“ (Crew Interactive Mobile Companion), mitentwickelt von Bremer Ingenieur*innen. Der freundlich dreinblickende Roboter ist nicht viel größer als ein Medizinball und ist laut DLR der weltweit erste autonom agierende Astronautenassistent mit künstlicher Intelligenz. Er kann „sehen“, „hören“ und „verstehen“ sowie Experiment- und Reparaturanleitungen darstellen und erklären.
Im November 2019 soll die Station um das russische Labormodul „Naúka“ erweitert werden. Der Anbau dreier weiterer Module ist in Planung. Aktuell gilt: Bis 2024 soll die ISS im All bleiben und für Forschungen der Partner genutzt werden.
Was danach geschieht, ist derzeit noch völlig unklar. Die Überlegungen reichen von einer stückweisen Zerlegung bis hin zu einem kontrollierten Absturz.
Zur ISS-Orbit-Anhebung, zum Beispiel durch die Bremer ATV-, Progress- oder Cygnus-Raumtransporter, erfolgen regelmäßig Manöver, die auch im Falle eines gezielten Absturzes vorgenommen würden – am Ende der Lebenszeit der ISS.
Bis heute arbeitet das Bremer Airbus-Team als Teil des Industrial Operators Teams (IOT) der ESA an der Unterstützung von Experimenten, der Instruktion von Astronaut*innen, an Anlagenprüfung, Softwareupdates und dem Ersatzteilbau.