Die Trennung von Gas und Flüssigkeit – im Weltraum eine Herausforderung
25.03.2019Vorstand des AviaSpace Bremen e.V. einstimmig wiedergewählt
26.03.201926.3.2019: Holger W. Oelze, Geschäftsführer der ZARM Technik AG und Vorstandsvorsitzender des AVIASPACE BREMEN e.V., spricht im Interview über den Branchenverband der Luft- und Raumfahrt in Bremen, das Netzwerk und seine Mitglieder. Ein Poträt des AVIASPACE BREMEN e.V. mit einem Interview von Reinhard Wirtz.
Herr Oelze, AVIASPACE BREMEN e.V. ist ein Branchenverband für den Sektor Luft- und Raumfahrt sowei Raumfahrtanwendungen, also für eine herausragende Branche in Bremen. Wieviele Mitglieder zählen Sie im Vereinsregister?
Holger W. Oelze: Es gibt in Bremen rund 140 Unternehmen und etwa 20 wissenschaftliche Institute, die der Branche zuzuordnen sind. Der AVIASPACE BREMEN e.V. hat derzeit circa 50 Mitglieder, darunter alle großen Player wie Airbus, Ariane Group und OHB sowie zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen und wissenschaftliche Institute.
Was würden Sie einem Mittelständler sagen, womit beschäftigt sich der AVIASPACE BREMEN e.V., welche Vorteile bringt eine Mitgliedschaft?
Holger W. Oelze: Der Verband fungiert als regionales Sprachrohr der Branche innerhalb des Bundesverbands der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI). Der AVIASPACE BREMEN e.V. beteiligt sich zudem an wichtigen Messen wie der Aircraft Interiors Expo Hamburg, Paris Airshow, ILA Berlin oder der wichtigen Space Tech Expo Europe 2019 in Bremen . Wir unterstützen Unternehmen, die sich hier präsentieren wollen, unter anderem mit eigener Messeausstattung. Und wir haben den Auftrag des Senators für Wirtschaft, Arbeit und Häfen, die Luft-und Raumfahrt-Strategie des Landes Bremen umzusetzen. Ziel ist es hierbei, die Bereiche der Luft- und Raumfahrtindustrie durch übergreifende Vernetzung mit anderen Branchen wie Automobilindustrie, Windenergie oder Schiffbau zu stärken und weiter zu entwickeln. Dazu gehören auch die Beratung unserer Mitglieder und die Umsetzung des Bremer Luft- und Raumfahrt-Forschungsprogramms 2020 (LuRaFo FHB 2020). Entscheidende Vorteile liegen für Mitglieder aber definitiv im Zugang zu unseren Netzwerken.
Können Sie das erläutern?
Holger W. Oelze: Wir betreiben aktives Networking. Dabei geht es um Kontakte zu interessanten, auch internationalen Geschäftspartnern, zum Beispiel in Europa, den USA oder in Fernost. Die Herausforderungen, die sich besonders für kleinere Unternehmen aus der zunehmenden Globalisierung, Kommerzialisierung und Digitalisierung auch in der Luft- und Raumfahrt ergeben, sind erheblich. Es liegt dem AVIASPACE BREMEN e.V. daran, diese Unternehmen zu begleiten, auch Ideen- und Impulsgeber zu sein. So nehmen wir Mitglieder auf Wunsch mit auf wichtige Veranstaltungen und Messen. Zum Thema „Internationalisierung“ bieten wir auch eigene Veranstaltungen an, bei denen es darum geht, den eigenen Geschäftskundenkreis zu identifizieren und auszubauen.
Globalisierung und Kommerzialisierung können – neben dem gewohnten Agenturgeschäft – auch Beteiligungen an Ausschreibungen bedeuten. Für kleine und mittlere Unternehmen kann das eine beträchtliche Hürde darstellen, oder?
Holger W. Oelze: Der AVIASPACE BREMEN e.V. macht gerade auch kleinere Mittelständler regelmäßig gezielt auf interessante Ausschreibungen aufmerksam und unterstützt Unternehmen auf Wunsch bei der Bewältigung der formalen Anforderungen.
Sie haben erwähnt, dass der Verein eingebunden ist in die Clusterstrategie der Landesregierung und in die Umsetzung des Bremer Luft- und Raumfahrt-Forschungsprogramms 2020 (LuRaFo FHB 2020). Welche Dienstleistungen können Sie Luft- und Raumfahrt-Unternehmen im Land Bremen anbieten?
Holger W. Oelze: Zusammen mit der BAB Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven kümmern wir uns mit eigenen Mitarbeitern um diesen Teil der wirtschaftspolitischen Programmatik der Landesregierung. Das „Bremer Luft- und Raumfahrtforschungsprogramm 2020“(LuRaFo 2020) leistet Unterstützung besonders für kleine und mittlere Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen der Luft- und Raumfahrt bei der Entwicklung neuer Produkte und Lösungen. Ziel ist es, die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und Forschungseinrichtungen zu stärken und auszubauen. Das Programm fördert Projektkosten für Forschungs- und Entwicklungs-Vorhaben – vor allem im Rahmen von Verbundvorhaben zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, die der experimentellen Entwicklung und industriellen Forschung dienen, sowie Durchführbarkeitsstudien aus dem Bereich der Luft- und Raumfahrt, besonders bei Leichtbau- und Fertigungsprozessen.
Ist der AVASPACE BREMEN e.V. auch eine relevante Anlaufstelle für Raumfahrt-Start-ups?
Holger W. Oelze: Ja, bestimmt. Die Europäische Raumfahrt Agentur (ESA) hat ein europaweites Netzwerk von Inkubatoren für Start-ups ins Leben gerufen. Damit werden Start-ups und junge Unternehmen aus der Raumfahrt mit geeigneten Infrastrukturen unterstützt und Wege aus anderen Technologiesektoren in die Raumfahrt und umgekehrt geebnet. Bremen hat sich mit seiner Entscheidung für den Aufbau und Betrieb eines eigenen „Raumfahrt Inkubators“ in diese Initiative eingeklinkt. Der „Raumfahrt-Inkubator“ dient der Koordination aller Dienstleistungen, Trainingseinheiten und Beratungen. Er soll von der Bremer AufbauBank und dem AVIASPACE BREMEN e.V. gemeinsam aufgebaut und betrieben werden.
Der Verein hat eine Reihe von internen Arbeitsgemeinschaften gebildet, um welche Themen geht es in diesen AGs?
Holger W. Oelze: Neben der Internationalisierung stehen Kommunikation, Digitalisierung und die Ausbildung von Fachkräften im Vordergrund. Um mit Letzterem zu beginnen: Viele unserer hiesigen Luft- und Raumfahrtfirmen haben definitiv einen Mangel an Fachkräften. Ich bin selbst in der Ausbildung tätig. Wir entlassen aus meiner Sicht zu viele Studenten und angehende Ingenieure mit unzureichendem Praxiswissen. Wir wollen die Institutionen motivieren, mehr projektorientierte Ausbildung anzubieten. Nicht Projekte für die Schublade, sondern Projekte mit einer engeren Interaktion zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. Auch die Wirtschaft muss sich inhaltlich und finanziell engagieren, um den Studierenden Dinge beizubringen, die letztlich der Wirtschaft wieder zugute kommen. Beim Themenkomplex Kommunikation/Digitalisierung geht es darum, die gesamte Kommunikations- und Angebotskette im Austausch zwischen den Beteiligten digital so effizient und transparent wie möglich zu machen, um so knappe Ressourcen gezielt einzusetzen und den aktuellen Stand der Technik zum eigenen Vorteil und zum Vorteil der Kunden zu nutzen. Möglichkeiten dafür bieten zum Beispiel digitale Kollaborationsplattformen, mit denen man sich in der Projektarbeit jede Menge Arbeit sparen kann.
Das Gespräch führte: Reinhard Wirtz